Gegenlicht-fotografie

 

Meine größte Herausforderung in der Fotografie waren die Gegenlichtaufnahmen. Selbst heute gelingen mir manche Aufnahmen nicht ganz so wie ich sie mir vorstelle. Aber wir entwickeln uns alle immer weiter und mit jedem Foto sammeln wir neue Erfahrungen und können uns verbessern.

Ich erkläre euch heute gerne mal, wie mir meine Gegenlichtaufnahmen gelingen und was ich für Einstellungen vornehme.

 

Wann gelingen Gegenlichtaufnahmen am besten?

Ich denke es ist euch allen klar, dass gegen die Sonne fotografierte Aufnahmen, tagsüber wenig Sinn machen bzw. einfach auch nicht gelingen. Daher ist die Frage, wann Gegenlichtaufnahmen am besten gelingen einfach beantwortet. Am besten gelingen diese bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang, wenn die Sonne tief am Himmel steht und warmes Licht erzeugt. Meist beginne ich eine Stunde vor Sonnenuntergang. Wenn ihr noch nicht so geübt seid, könnt ihr auch gerne schon früher beginnen und euch langsam ans Gegenlicht rantasten. Fotos machen kostet nichts und jedes Foto macht uns um eine Erfahrung reicher.

Dieses Bild hier ist nur wenige Minuten vor Sonnenuntergang entstanden.

Dieses Bild hier ist ca. 20 Minuten vor Sonnenuntergang entstanden.


Geht das mit jeder Kamera?

Eine Frage, die ich häufig gestellt bekomme, ist: "Geht das auch mit meiner Kamera?" Grundsätzlich funktionieren Gegenlichtaufnahmen mit jeder Kamera. Am besten ist es jedoch, wenn ihr die Kamera manuell bedienen könnt. Ich nutze für meine Gegenlichtaufnahmen eine Canon 5d Mark III und ich liebe sie bis heute. Die Frage nach dem Objektiv stellt sich auch häufig. Mein immerdrauf Objektiv ist das Canon 35 mm f1.4 Objektiv. Damit habe ich unglaublich gute Erfahrungen gemacht bei den Gegenlichtaufnahmen. 

Kameraeinstellungen für Gegenlichtaufnahmen

Welche Kameraeinstellungen nutzt du für Gegenlichtaufnahmen? Diese Frage lässt sich natürlich gar nicht so einfach beantworten, weil überall auf der Welt die Sonne anders untergeht und die Einstellungen die ich am Strand von Holland gemacht habe, nicht unbedingt für einen Sonnenuntergang in Südafrika gelten. Aber ich gebe euch einen Einblick welche Einstellungen notwendig sind um eine gelungenes Bild zu zaubern.

ISO

Der ISO Wert bestimmt die Lichtempfindlichkeit. Da wir bei Gegenlichtaufnahmen direkt in Richtung der Sonne fotografieren und somit viel Licht in die Kamera kommt, halte ich den ISO Wert auch immer sehr niedrig. Meist liegt meiner bei 100. Ich verändere meinen ISO Wert nur dann, wenn ich mit meiner Belichtungszeit sehr niedrig gehen muss (<1/100) und sich meine Motive sehr schnell und ruckartig bewegen. Ansonsten kann man den ISO Wert auch das gesamte Shooting über gleich lassen.

Blende

Die Blende bestimmt, wie unscharf der Hintergrund eines Fotos ist UND wieviel Licht in die Kamera kommt. Eine niedrige Blendenzahl zaubert eine tolle Hintergrundunschärfe und lässt durch die offene Blende (niedrige Zahl) sehr viel Licht in die Kamera. Bei Gegenlichtaufnahmen kommt viel Licht in die Kamera, heißt ich brauche nicht zwingend eine niedrige Blendenzahl. Aber mir gefallen Aufnahmen mit einer niedrigen Blendenzahl, daher wähle ich dennoch meist eine Blende von 2.0 oder 2.2. Niedriger gehe ich nur selten, weil sonst nur ganz kleine Teile des Bildes scharf sind.

Belichtungszeit

Über die Belichtungszeit zu schreiben fällt mir tatsächlich am schwierigsten. Ich denke das liegt daran, dass ich hier keine pauschale Empfehlung geben kann. Beim ISO kann ich euch einen Anhaltswert nennen, bei der Blende auch. Nur bei der Belichtungszeit gibt es keine Möglichkeit einen Anhaltswert zu nennen. Daher versuche ich es nun einfach zu erklären, was die Belichtungszeit, auch Verschlusszeit genannt, bedeutet und wie ich entscheide, welche Belichtung ich vornehme. 

ISO, Blende und Belichtungszeit sind unablässig miteinander verbunden, erhöhe ich die Blendenzahl von 2.0 auf 4.5, kommt automatisch weniger Licht in die Kamera. In diesem Fall muss ich die Belichtung anpassen um zum selben Belichtungsergebnis zu kommen. Die Belichtungszeit bestimmt, vereinfacht gesagt, in welcher Zeit Licht in die Kamera kommt. Bei 1/100 kommt 1/100 Sekunden lang Licht in die Kamera. Bei 1" wird die Kamera eine ganze Sekunde lang belichtet. 

Welche Belichtungszeit muss ich nun wählen? Ihr wählt die Belichtungszeit die notwendig ist um euer Bild richtig zu belichten. Ob ein Bild richtig belichtet ist seht ihr an dem Belichtungsmesser in eurem Sucher. Der Belichtungsmesser sieht bisschen aus wie ein Lineal und auf der Achse befinden sich die Zahlen -2 -1  0  +1 +2. Wenn der Messwert beim fotografieren sich bei 0 befindet, dann habt ihr "die richtige" Belichtung gewählt. Ich fotografiere bei Gegenlichtaufnahmen gerne bisschen dunkler und helle die notwendigen Bereiche im Nachhinein noch in Lightroom auf.

Weißabgleich

Ich habe tatsächlich ganz lange nicht verstanden was der Weißabgleich ist. Der Weißabgleich dient dazu die Kamera auf die Farbtemperatur des Lichtes am Aufnahmeort zu sensibilisieren. Bei mir ist der Weißabgleich immer automatisch eingestellt. Heißt die Kamera bestimmt selbst, welche Farbtemperatur das Licht hat. Da ich im RAW Format fotografiere, nehme ich meinen Weißabgleich immer in Nachhinein am PC vor. Wer zum Beispiel gleich beim Fotografieren ein schönes goldenes Licht haben möchte, kann den Weißabgleich auf "schattig" einstellen.

Abendlicht bietet so viele Möglichkeiten mit der Sonne zu spielen. Wie ihr sicherlich erkennen könnt, habe ich hier mit einer ganz kleinen Blendenzahl (f1.4) fotografiert. Heißt der größte Teil des Bildes ist unscharf und nur ein ganz kleiner Teil ist scharf.

Bei Kindern ist es wichtig immer mit einer ganz kurzen Belichtungszeit (1/2000) zu fotografieren. Kinder bewegen sich so viel und schnell, dass bei einer langen Belichtungszeit (zum Beispiel 1/100) die Bilder meist verwackeln. Daher nehme ich lieber ein Bildrauschen in Kauf in dem ich den ISO Wert höher stelle.

Fokus setzen

Dieser Punkt war meine größte Herausforderung bei der Gegenlichtfotografie. Denn ich hatte mein Motiv vor der Sonne stehen, drauf gezielt und meine Kamera hat einfach nicht scharf gestellt. Bei komplexen Lichtverhältnissen, wie dem Gegenlicht kann die Kamera oft keine Scharfeinstellung vornehmen und dann wird auch kein Bild aufgenommen. Hier hilft es den Bildausschnitt zu ändern und die Fokussierung zu wiederholen. Bei der Canon empfehle ich euch die AI Servo Einstellung.

Wie bekommt ihr denn euer Motiv nun richtig scharf? Das ist eine berechtigte Frage, denn 90% meiner ersten Gegenlichtaufnahmen waren zu dunkel oder einfach unscharf.

Daher habe ich euch 2 Tipps.

Tipp Nummer 1
Sucht euch Kanten zum fokussieren. Bei Tageslicht fokussiert ihr immer auf die Augen. Das funktioniert bei Gegenlichtaufnahmen meist nicht, da die Augen kaum Kontrast bieten. Daher versucht einfach kontrastreiche Punkte zu fokussieren. Zum Beispiel der Übergang der Haare zum Hintergrund oder auch das Oberteil.

Tipp Nummer 2
Haltet einfach drauf und macht soviel Fotos wie ihr könnt. Bei mir waren zu Beginn auch 90% der Bilder nicht gelungen, aber dafür war ich mit 10% der Fotos mega zufrieden. Und je mehr Fotos ihr schießt, desto höher ist in Nachhinein der Anteil der gelungen Fotos. Und sollte die Belichtung mal nicht stimmen, dann so what! Dafür haben wir Lightroom!

Bildbearbeitung


Ich hoffe ihr habt alle Aufnahmen im RAW Format aufgenommen ;) Ich denke das habe ich nun häufig genug erwähnt. Die im RAW Format aufgenommene Fotos sind noch Rohdateien die ihr nun im Nachhinein nochmals komplett anpassen und ändern könnt. Ich verwende für meine Bildbearbeitung häufig gekaufte Presets. Eigene Presets biete ich auch auf weiteres nicht an. Auch wenn es mich sehr ehrt, dass ihr meine Presets kaufen mögt.

Ich kann euch als Presets die von Kathi und Chris empfehlen oder auch die von Tarah Sweeney. Das #1 Preset von Tarah geht eigentlich IMMER und ich liebe es auf meinen Strandfotos.